Wohin bloß mit all dem Datenmaterial von Facebook und Co?

Juni 6, 2009

Empirische Studien belegen, dass die von der Bevölkerung am negativsten wahrgenommene Auswirkung von Großveranstaltungen die Überwachung durch den Staat darstellt. Das Gefühl, ständig durch Kameras und Staatsbeamte beobachtet zu werden, stellt für viele Menschen offenbar keine zusätzliche Sicherheit dar, sondern führt dazu, dass sie sich verstärkt unwohl fühlen.

Obwohl die meisten Personen keinerlei kriminelle Handlung im Schilde führen, ist Überwachung im Allgemeinen scheinbar unangenehm. Woran kann dies liegen? Ist es das Gefühl der Unfreiheit der eigenen Handlungen? Erzeugt Beobachtung Nervosität? Im Prinzip ist die Situation bei einer Großveranstaltung beispielsweise vergleichbar mit einer U-Bahnfahrt, bei der man angestarrt wird, während man liest. Davon abgesehen wird man während der alltäglichen U- Bahnfahrt natürlich auch gefilmt. Im Grunde entsteht eine Videosequenz ja bereits, wenn man das eigene Haus verlässt. Manches Mal beginnt die Aufzeichnung bereits vor der eigenen Haustür und zieht sich in einem fort, bis man seine Destination erreicht hat. Schade eigentlich, dass man selbst keinen Zugang zu dem Filmmaterial hat, das da im Laufe eines Lebens entsteht.

In Deutschland wird seit einiger Zeit über Maßnahmen diskutiert, die Bundesminister Schäuble zum Schutz der Bevölkerung vor den Gefahren des Terrorismus durchsetzen will. Von Seiten der Verbraucherschutzverbände gibt es massive Kritik an den Vorhaben, Personendaten dauerhaft zu speichern, Telefongespräche abzuhören und Personen zu überwachen. In Zeiten von Terrorgefahr und Bedrohung scheinen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung angebracht, doch die massive Kritik an diesen Vorhaben weist eindeutig auf ein Unbehagen der Bevölkerung hin.

Fragt sich, wo all die Daten gespeichert werden und ob es zu Pflege des Überwachungsmateriales eigene Archive und Archivare gibt? In welchem Zeitrahmen wird das Material gelöscht? Wann und zu welchen Zwecken wird wirklich auf die Überwachungsdaten zurückgegriffen?

Eine negative Auswirkungen der Überwachung ist beispielsweise die zunehmende Militarisierung öffentlicher Räume, wie Schimmel (2006) sie als Folge der seit dem 11. September 2001 gestiegenen Angst vor terroristischen Anschlägen beschreibt, und der dadurch beeinträchtigten Lebensqualität der Bewohner der Austragungsorte von Großveranstaltungen. Sicherlich gibt es noch viele Begleiterscheinungen mehr.
Derartige Maßnahmen beziehen sich beispielsweise auf Technologien zum Schutz von Gebäuden, öffentlichen Transportmitteln wie U-Bahnen oder Zonen innerhalb des Stadtgebietes, auf Strategien, Personen am Betreten bestimmter Bereiche oder eines Landes zu hindern oder diese zu kontrollieren oder auf den verstärkten Einsatz von Sicherheitsbeamten (Schimmel, 2006).

Quelle:
Schimmel, K.(2006). Deep play: sports mega-events and urban social conditions in the USA. In J. Horne und W. Manzenreiter (Eds.), Sports Mega-Events. Oxford: Blackwell Publishing.

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