Aus jüngster Vergangenheit

April 20, 2009

Fragt man seine Mitmenschen, was sie von Überwachung im Allgemeinen halten, fallen die Antworten vielfältig aus. Die Meinungen gehen polarisiert auseinander. Manch eine(r) hält es für unnötig und unvorstellbar zu überwachen, wohingegen es die echten ÜberwachungsfreundeInnen gibt. Natürlich beziehen sich diese Einschätzungen meist nur auf die Überwachung anderer Mitbürger. Erkundigt man sich nämlich nach den Gefühlen, die das Überwachtsein verursacht, sind diese überwiegend negativ und reichen von Unwohlsein über Verfolgungswahn, bis hin zu Beklemmung und Freiheitsberaubung.
Die Überwachungsszenarien sind vielfältig: Verkehrsübergänge, Ampeln, U-Bahnstationen, Bahnhöfe, öffentliche Plätze, öffentliche Verkehrsmittel, Hauseingängen, Einkaufszentren, Supermärkte und private Grundstücke sind Überwachungsbrennpunkte. Der Überwachung scheinen immer weniger Grenzen gesetzt, bzw. sinkt die Hemmschwelle zusehends und die Verwunderung darüber scheint sich offiziell in eben diesen verweichlichten Grenzen zu halten. Zwar werden immer wieder Stimmen laut, die die allgemeine Überwachung kritisch beäugen und sich gegen einen Überwachungsstaat aussprechen, doch beschränken sich diese Positionen auf private Initiativen, so scheint es.
Überwachung – Über – Wachen. Wachen, worüber? Wachen darüber, dass die Nacht schläft, oder der Tag wacht? Wer wacht eigentlich über wen? Wachen alle – über alle? Wer sind die Bewachten? Wer hat das Recht zu Überwachen? Oder ist es kein Recht, sondern eine Strafe? Wen interessieren die Alltäglichkeiten, die sich vor einer Überwachungskamera unablässig ereignen? Und wenn einmal etwas passiert, dauert es bis Hilfe naht und das zu Überwachende sich in Wohlgefallen aufgelöst hat und alles seinen gewohnten zu überwachenden Gang nimmt.
Eine kleine Anekdote aus meiner eigenen Erfahrung: Vor einiger Zeit parkte ich mein altes Fahrrad, im Eingangsbereich der U- Bahnstation Pilgramgasse in Wien. In dem Wissen, dass es sich um ein Objekt der Begierde handelte, sorgte ich dafür, dass mein Gefährt im Blickwinkel der Überwachungskameras vor Ort aufgestellt ist. Dank meiner vorausschauenden Vorsorgemaßnahme ließ ich mir mit der Abholung des Rades eine Nacht Zeit. Und siehe da, wenige Stunden später- es war noch am frühen Abend des darauffolgenden Tages, war mein Fahrrad weg.

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