Überwacht von Google?

März 27, 2009

„Überwachung“ war bei unserer Gruppe schon Thema, bevor wir überhaupt mit dem bloggen angefangen hatten.
Wir wollten zuerst einen Blog bei blogspot.com einrichten, bis ich eine Mail bekam, in der stand, ich bräuchte einen Google-Mail-Account, um dort bloggen zu dürfen. Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich jetzt penibel, kleinkariert oder paranoid sei, als ich mich dann geweigert habe, einen G-Mail-Account einzurichten.
Ich habe meiner Gruppe noch nicht genau erklärt, was meine Gründe dafür waren, das möchte ich nun hier nachholen.
Ich habe mir die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von GoogleMail durchgelesen und bin daraufhin zu dem Entschluss gekommen, dass ich diese Leichtfertigkeit bezügliche der Freigabe von Daten bedenklich finde. In Kombination mit der Tatsache, dass in Deutschland über 90 Prozent ihre Internet-Suche über Google betreiben (allein schon, dass sich dieser Begriff „googlen“ etabliert hat, ist pervers) und Google ein privates Unternehmen ist, dass sich vergrößern kann, wie es will, halte ich das ganze sogar für gefährlich. Ist das eine übertriebene Reaktion? Ich weiß es nicht. Bei mir wächst einfach die Sorge einer Verselbstständigung, einer Ausartung dieses ganzen Daten-Komplexes. Ich will nicht – wie im Film Minority Report- irgendwann von einem Werbeplakat mit meinem Namen angesprochen werden…

Ich habe hier einige Auszüge aus den Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von GoogleMail kopiert und kommentiert, die mich davon abgehalten haben, Mitglied dieses Vereins zu werden.

1.) “ Sie erklären sich damit einverstanden, dass Google auf personenbezogene Informationen einschließlich der Inhalte Ihrer Kommunikationen Zugriff nehmen oder diese offen legen kann, wenn Google dazu verpflichtet ist, um laufenden gerichtlichen Verfahren oder behördlichen Aufforderungen (beispielsweise Durchsuchungsbefehlen, Vorladungen, Statuten und richterlichen Anordnungen) zu entsprechen, oder soweit dies anderweitig in diesen Nutzungsbedingungen und den allgemeinen Datenschutzbestimmungen von Google vorgesehen ist. Von Google erfasste persönliche Informationen können in den USA oder in jedem anderen Land, in dem Google Inc. oder Auftragnehmer von Google Inc. Einrichtungen unterhalten, gespeichert oder
verarbeitet werden. Durch die Verwendung des Services stimmen Sie zu, dass solche Informationen in andere Länder übertragen werden.“

Ich mache ja keine bösen Sachen im Internet und organisiere Attentate – kann mir ja eigentlich egal  sein…Oder? Was ist aber jetzt beispielsweise- auch wenn das vielleicht eine lächerliche Horror-Idee ist –
wenn unser Staatssystem aus den Fugen geraten sollte und korrupt wird? Mir ist schon bewusst, dass das unwahrscheinlich ist, aber ich spreche hier ja auch nur von einem Extrem, nur einem Beispiel von vielen.

2) „Google behält sich darüber hinaus das Recht vor, auf Informationen Zugriff zu nehmen, diese zu lesen, aufzubewahren und offen zu legen, soweit dies im Rahmen der Zumutbarkeit notwendig ist, um (a) anwendbaren Gesetzen, Regelungen, gerichtlichen Verfahren oder behördlichen Anfragen nachzukommen, um (b) die Einhaltung dieser Vereinbarung durchzusetzen (einschließlich der Untersuchung auf mögliche Verstöße gegen selbige), (c) um betrügerische Handlungen, Sicherheitslücken oder technische Probleme aufzudecken, zu unterbinden oder auf sonstige Weise zu behandeln, um (d) auf Anfragen des Nutzersupports antworten zu können und um (e) die Rechte, das Eigentum oder die Sicherheit von Google, seinen Nutzern und der Öffentlichkeit zu schützen.“

Ja und was zur Hölle ist der Rahmen der Zumutbarkeit für Google??


3.) „Durch das Übermitteln, Posten oder Anzeigen eines Inhalts über Google-Dienste, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollen, erteilen Sie Google eine weltweit gültige, nicht exklusive, unentgeltliche Lizenz zum Reproduzieren, Veröffentlichen und Verteilen dieses Contents über Google-Dienste, und zwar ausschließlich zu dem Zweck, Google-Dienste anzuzeigen und zu verteilen. Google behält sich außerdem das Recht vor, Content nach ausschließlichem Ermessen von Google nicht anzunehmen, zu posten, anzuzeigen oder zu übertragen.“

Wie gesagt, über 90 % in Deutschland „googlen“. Das heißt im Prinzip, Google kann nach eigenem Ermessen  zensieren. Ok. Die Diskussion können wir ewig führen und ausweiten auf Nachrichten/Zeitungen, die ja auch  immer nur bestimmte Informationen öffentlich machen. Jedoch sollte hier die Monopolstellung Googles berücksichtigt werden. Und was ich von der Sache mit dem Reproduzieren halten soll, weiß ich auch noch nicht genau…


4.) „Diese Nutzungsbedingungen unterliegen den gesetzlichen Bestimmungen des US-Bundestaates Kalifornien, dabei finden die Regelungen des internationalen Privatrechts sowie die Regelungen, die an Ihrem Aufenthaltsort gelten, keine Anwendung.“

Oh yeah, Arnold! Ok, wenn jetzt in Kalifornien die Gesetze geändert werden, liegt es meiner Verantwortung,  dies selbstständig zu kontrollieren. Und bei den rapiden Entwicklungen, die in den letzten Jahren in den USA  zu beobachten was, überlege ich doch genauer, ob ich einen Sevice nutzen möchte, der nicht den Gesetzen  meines Landes unterliegt.


5.) „Indem Sie urheberrechtlich oder sonst rechtlich geschützte Inhalte wie beispielsweise Texte, Bilder, Videos, Audiofiles oder Computersoftware in einen bestimmten Dienst einstellen, räumen Sie dadurch Google und den zur Google Gruppe gehörenden Unternehmen sowie den Vertragspartnern von Google die notwendigen, nicht-ausschließlichen und weltweiten, zeitlich unbegrenzten Rechte ein, diese Inhalte ausschließlich zum Zweck der Erbringung des jeweiligen Dienstes und lediglich in dem dafür nötigen Umfang zu nutzen. Damit Google den jeweiligen Dienst anbieten kann, müssen die Inhalte zum Beispiel gespeichert und auf Servern gehostet werden.“

Google ist ein privates, reiches Unternehmen, das unzählige von Vertragspartner hat und selbst den Konzern  bis zum Gehtnichtmehr erweitern kann. Bei einer solchen Monopolstellung unbegrenzte Rechte für alle Inhalte  dieser Art?


6.) „In einigen der Dienste können Werbeanzeigen eingeblendet werden. Diese sind in der Regel auf die angezeigten Inhalte oder auf Suchanfragen, die Sie über die Dienste stellen, oder auf sonstige verwendete Inhalte zugeschnitten.“

Ja zum Beispiel durch das Filtern meiner E-Mails.

7.) „Google kann diese Bedingungen von Zeit zu Zeit anpassen, beispielsweise um rechtliche oder regulatorische Anforderungen umzusetzen oder Funktionsänderungen der Dienste zu berücksichtigen. Sie sollten daher regelmäßig einen Blick auf diese Nutzungsbedingungen werfen.“

Ich werde nicht mal informiert, selbst wenn sich die Richtlinien gravierend ändern?!

8)“ „Personenbezogene Daten“ sind Daten, die Sie uns zur Verfügung stellen und an Hand derer Sie persönlich zu identifizieren sind (z.B. Ihr Name, Ihre E-Mail-Adresse oder Abrechnungsinformationen) oder sonstige Informationen, welche von Google mit solchen Daten verknüpft werden können. […] Wir tauschen personenbezogene Daten zwischen unseren verschiedenen Services aus, um Inhalte speziell auf Sie zuzuschneiden und unsere Dienste für Sie verbessern zu können. Konto-Informationen werden von Google nicht an Dritte weitergegeben, es sei denn, dies ist in den Datenschutzbestimmungen festgelegt oder Sie stimmen einer solchen Weitergabe zu.“

Erstmal: Dritte sind eben nicht mehr Dritte, wenn Google ein Unternehmen gekauft hat oder Teilhaber ist.  Dann zu den personenbezogenen Daten: Mir wurde der Vorschlag gemacht, einfach einen Fake-Account  einzurichten. Jetzt ist es aber eigentlich egal, ob ich meinen Namen eingebe oder einen anderen. Denn durch die o.g. Verknüpfung ist z.B. klar, dass ich in Wien wohne, wenn ich GoogleMaps verwende. Es ist klar, dass ich studiere, weil ich über Google Studentenjobs suche oder Institutsseiten o.Ä – oder weil ich meiner Freundin per G-Mail geschrieben habe, dass ich gerade in der Uni war. Es ist vielleicht sogar klar, wie ich wirklich heiße, wenn ich meinen Namen beispielsweise bei Facebook angegeben habe und die Facebook-Seite schnell mal googlen will. Oder, wenn ich mich bei der Uni bei Moodle anmelde, wenn ich die Seite vorher durch Google gefunden habe. Es wird ein Profil über mich erstellt, sobald ich mehrere Services von Google nutze.  Näheres siehe unten bei „eingebettete Informationen“. Und: „Es sei denn, dies ist in den Datenschutzbestimmungen festgelegt“- Die können ja einfach verändert werden, ohne, dass ich informiert werde.


10) „Einige unserer Dienste (darunter die Google Toolbar und der Google Web Accelerator) übermitteln die Internetadresse („URL“: Uniform Resource Locator) der von Ihnen angeforderten Webseiten an Google. Wenn Sie diese Dienste benutzen, speichert Google die URL der von Ihnen besuchten Websites, einschließlich aller personenbezogenen Daten, die vom jeweiligen Betreiber der Webseite in diese URLs „eingebettet“ werden. Einige Google-Dienste (wie die Google Toolbar) ermöglichen Ihnen zu entscheiden, ob Sie die URLs an Google übermitteln wollen oder nicht, während bei anderen (wie bei Google Web Accelerator) das Übermitteln der URLs an Google elementarer Bestandteil des Dienstes ist. Wenn Sie sich für einen solchen Dienst anmelden,
werden Sie ausdrücklich darüber informiert, dass der Service URLs an Google übermittelt und ob und wie Sie diese Funktion deaktivieren bzw. aktivieren können. Wenn Sie zum Beispiel auf einer Webseite bestimmte Informationen eingeben (z.B. einen Benutzernamen oder Informationen über die Registrierung), dann kann der Betreiber dieser Webseite diese Informationen in seine URL „einbetten“ – einschließlich personenbezogener Daten (üblicherweise nach einem Fragezeichen („?“) in der URL). Wenn eine solche URL an Google übermittelt wird, speichern unsere Server die URL automatisch, einschließlich aller personenbezogenen Daten, die nach dem Fragezeichen „eingebettet“ wurden. Google hat keinen Einfluss auf diese Webseiten oder darauf, ob sie personenbezogenen Daten in URLs „einbetten“.“

Das ist doch total heftig, oder nicht? Also nochmal zu dem Fake-Account: Wenn ich jetzt einen solchen einrichten wollte und danach bei einer anderen Seite, die ich über Google gefunden habe, meinen richtigen Namen, Wohnort, etc. angebe, gelten diese Informationen als eingebettet und der Fake-Account war völlig unsinnig, da Google die Informationen trotzdem bekommt.

11) „Wir verwenden persönliche Informationen beispielsweise für die Bereitstellung von gewünschten Services, einschließlich der Services mit angepassten Inhalten und angepasster Werbung. Zudem verwenden wir persönliche Informationen gegebenenfalls für Überprüfungen, Untersuchungen und Analysen, um Google-Technologien und -Services bereizustellen und zu verbessern. Wir geben unter Umständen zusammengefasste entpersonalisierte Informationen an Drittanbieter außerhalb von Google weiter. Verarbeiten wir gemeinsam mit Drittanbietern Ihre persönlichen Informationen, wird von diesen verlangt, dass sie dabei gemäß unseren Datenschutzbestimmungen sowie anderen maßgeblichen Datenschutz- und Sicherheitsmaßnahmen vorgehen. Zudem können wir unter bestimmten Umständen Informationen an Drittanbieter weitergeben. Dazu gehören juristische Verfahren oder Fälle, in denen es darum geht, Betrug oder anderen Schäden zu vermeiden sowie die Sicherheit unseres Werbenetzwerks und unserer Services zu gewährleisten. Google verarbeitet persönliche Informationen auf seinen Servern in den USA und in anderen Ländern. In manchen Fällen verarbeiten wir persönliche Informationen auf einem Server, der sich außerhalb Ihres Landes befindet. Weitere Informationen erhalten Sie in den vollständigen Datenschutzbestimmungen. „


So. Ich denke, das reicht erstmal als Erklärung. Ich habe einfach mal an die Zukunft gedacht und befürchte, dass so einiges schief laufen kann/könnte. Und ich möchte noch anmerken, dass hoffe, dass in Folge keine Diskussion à la „Naja aber wenn du Google nicht benutzt dann darfst du auch Facebook nicht benutzen und Studi-VZ und bei Yahoo ist das doch genau so“…entsteht.

Vielleicht habe ich auch ein paar Sachen falsch verstanden (z.B. die Sache mit den eingebetten Informationen- das ist ja nicht überall der Fall), ich  erhebe keinen Anspruch auf „richtige Interpretation“


Paranoid? Übertrieben? Lächerlich? Ich weiß es nicht, vielleicht schon. Aber ich fühle mich trotzdem besser damit, keinen Account eingerichtet zu haben.

(Quelle: http://www.google.com/privacypolicy.html, Zugriff am 27.03.2009)